Wenn man einsam ist und müde, das kommt zusammen ganz, ganz schlecht. Wenn man was Schönes hinter sich hat, aber nichts richtig vor sich sieht.
Heute abend fühle ich mich mal wieder so einsam und allein und sinnlos in meinem Dasein. Schlimm ist das, richtig schlimm.
Ob jammern hilft???
wasserfrau - 29. Aug, 20:17
[Oder: Wochenendendwehmut3]
Eine für mich besonders nette, da so überaus außergewöhnliche Beschäftigung - wenn ich mal ein Hotelzimmer habe, in dem ich mich alleine befinde - ist es, abends ausgiebig fern zu sehen.
Da ich im Alltag, also bei mir Zuhause, keinen Fernseher besitze, deswegen auch nicht gucke - was alle erstaunt, weswegen ich das permanente Mißtrauen der GEZ ja verstehe, aber was das für ein Porto kostet, eijeijei - ist es abends im Hotelzimmer eine kindliche Freude, so ganz außerhalb der Gewohnheit, als wäre das Fernsehen gerade erfunden worden.
Es eignet sich besonders eine Jahreszeit wie jetzt, also bei meinem vergangenen Wochenendtrip, dafür, da es zur rechten Zeit dunkel wird, man sich also nicht mehr verpflichtet fühlt, noch ewig draußen rumzustreunen, Sonne und Bilder und natürliche Freiheit hatte man dennoch lange genug - nun kann man noch ausgiebig fernsehen.
Ich schaue mir dann nicht unbedingt Spielfilme an, das kenne ich ja aus dem Kino, und da ist es besser und irgendwie zielgerichteter. Ich schaue dann irgendwelche Magazinbeiträge, vielleicht ein Häppchen Talkshow, versuche es auch mal mit Kabarett, aber das ist meistens Schrott, nämlich dann, wenn es eigentlich Comedy ist und eventuell auch so heißt.
Das erste Mal seit langem tat ich es im Februar auf La Palma. Da wurde es ja immer reichlich früh dunkel, so als ob plötzlich jemand auf den Lichtschalter gedrückt hätte, batsch: stockfinster. Und als Alleinreisende weiß man dann auch nicht immer so recht, was tun, das kann schnell krampfig werden.
In meinem Appartement gab es einen kleinen Fernseher, der mir tagelang leider nur Schneegestöber zeigte. Bis ich durch den Hinweis eines anderen Appatement-Besitzers rauskriegte, dass man erst eigenhändig auf umständliche Weise das Ding an die Antenne anschließen muss. Brächte aber nix, sagte er mir, es käme lediglich 3sat. Einige kanarische Regionalsender verschwieg er, er konnte kein Spanisch - ich allerdings auch nicht.
3sat war dann voll mein Ding, ich fieberte schon den am jeweiligen Vortag angekündigten Beiträgen entgegen, nahm sie huldvoll beim Genuss von vino tinto entgegen und war keinen Abend mehr ratlos, was zu tun sei. Nur einen ganzen Abend lang kam mal die Live-Übertragung des Wiener Opernballs, naja, das war schwer auszuhalten, aber immerhin habe ich da einen Eindruck von einem Ereignis bekommen, um das ich mich sonst wohl niemals geschert hätte.
In Brandenburg gab es Kabelfernsehen mit ungefähr 144 (oder etwa noch mehr?) Programmen. Das hat mich dann schon leicht überfordert. Irgendwann lag die Entscheidung fest für RBB (=Brandenburg regional) und MDR. Das reichte nahezu und ergab einen schönen Lokalkolorit.
wasserfrau - 29. Aug, 19:39
Ja, und das Seltsame, ganz und gar Beglückende war, dass mir alle Menschen so aufgeschlossen vorkamen, als sei die ganze Welt in einer ruhigen, unaufdringlichen Kommunikation miteinander, in kleinen Sätzen, häufigem Lächeln.
Obwohl ich alleine reiste, fühlte ich mich integriert und beachtet.
Ob das eine „Zeitqualität“ war –
a) objektiv: Das Wiedererscheinen des Sommers, alle vielleicht schon aus dem Urlaub und in seliger Freude, dass es noch mal schön wurde.
b) subjektiv: Etwas bei mir, das Nachlassen von psychischen Unstimmigkeiten, plötzlich wachsendes Vertrauen in meine Schritte und in mein Erleben.
Beides.
Aber bestimmt auch:
c) dieses wunderschöne Stück Erde. Ich empfehle dringend, sich an einem sonnigen Nachmittag auf der Inselstadt Werder im Fischrestaurant Arielle direkt ans Wasser zu setzen und den extrem leckeren Räucherfisch der Selbstbedienungsbude zu essen. (Der Räucherfisch dort schmeckt wirklich überdurchschnittlich extrem lecker.) Da hat man einfach gute Chancen, Glück zu schnuppern.
wasserfrau - 29. Aug, 13:52
Wiederum ein Ausflug ins BB-Land, diesmal ganz nah an die Hauptstadt rangekrochen, ohne richtig rein zu stöbern.
Die „Pension“ hieß Himmelreich. Das hört sich viel versprechend an. Der Vermieter etwas stoffelig, insbesondere im Vergleich mit der erstaunlichen Aufgeschlossenheit der Menschen sonst an diesem Wochenende.
Auf dem nicht nur latent spießigen Tisch an nicht nur latent spießigen Polstermöbeln (East-German-Style, eben) in meinem Zimmer lag eine Speisekarte. So sah es jedenfalls aus vom Einband her, oder wenigstens eine Getränkekarte, die in direkter Beziehung zum gut gefüllten Kühlschrank stehen würde. Nix… im Plasteeinband war hinter Folie eine Sammlung von Gerichtsurteilen, vor allem: gebuchte Zimmer müsse der Bucher oder die Bucherin auch dann bezahlen, wenn er oder sie darin dann doch nicht nächtigen.
Na, das ist ja eine nette Empfangspostille, sehr seltsam dachte ich.
Bis stark hörbar wurde, dass hinter hohen Bäumen versteckt, unsichtbar im ersten Moment, vor allem aber, wenn man übers Internet eine Pension aussucht, sich die Bahnlinie befindet. Die Züge schienen direkt durchs Doppelbett zu donnern. Da wurde mir die Relevanz des Gerichtsurteils gleich klarer.
Abends beim TV-Exzess wurde immer wieder deutlich, wie laut diese Bahn ist, kein Wort hörte ich mehr aus der Glotze. Dennoch habe ich gut und tief geschlafen. Schlafprobleme habe ich anscheinend wirklich nicht. Da haben die aber Glück mit mir gehabt und ich mit meinem Wochenende…
wasserfrau - 29. Aug, 13:28
So hieß es heute morgen im Radio, höhöhö.
Stimmt natürlich, bei dem herrlichen Wetter, fast schon störend, dass es jetzt noch mal Sommer wird, erfüllt es einen doch mit der Wehmut, man hätte da irgend etwas verpasst.
Meine marsianische Arbeitsenergie hat Pause, zu schön war das Wochenende, dicht und voller Sonne und Bilder und See.
wasserfrau - 29. Aug, 13:26