11
Feb
2006

Lanzarote I

Meine erste Reise auf diese Insel wird mir immer in Erinnerung bleiben. Eine Inkarnation, ein Energiearchiv. Es war die erste Reise, die ich definitiv allein und dies froh und neugierig machte, im Dezember 1999. Meine damals – altersbedingt – schwierige und heute – charakterbedingt – bezaubernde Tochter war versorgt, die Freundin hatte mir „Uga“ und das kleine Appartement als heißen Tip ins Ohr und aufbruchsbereite Herz geflüstert und los ging´s. Das erste Mal im Leben reiste ich mit lap-top, und beim vino tinto abends tippte ich reale und fiktive Geschichten.
Tagsüber erforschte ich die Insel, die wunderbaren Farben der „Elefantenrücken“, der Erhebungen vulkanischen Gesteins, die immer anders sich dem Blick entwarfen. Die blinden Krebse in der Grotte, die seltsame Kunst des herrischen Inselkünstlers, den gegrillten Fisch in salzhaltiger Luft. In den Cafés an der Uferpromenade sang Bing Crosby „I´m dreaming of a white Christmas“ und es erschallte „Feliz navidad“, was ich seitdem nicht mehr hören kann ohne wehmütig zu werden – und es war ansonsten ein Dezember mit ganz herrlichem Sonnenhimmel, selbst an der rauen Famara-Küste konnte man hinter der Düne staunend und wohlig die Welt beobachten. Morgens und abends kämpfte ich mit meinen Dämonen, die ich extra hier her verfrachtet hatte, morgens und abends sind sie ja immer aktivsten. Und hier hatte ich einen Raum für mich, sie kennen zu lernen und ihnen meine Kraft zu Genuss und Einsamkeit entgegen zu halten.
Ich verliebte mich kurz, aber am Telefon in einen Daheimgebliebenen, weil er so wunderbar meine Tochter versorgte, ich nahm distanziert die Kontaktversuche spanischer Kellner zur Kenntnis, ansonsten war ich die Inseltaubstumme.
Diese seltsame Insel wird immer eine besondere für mich sein, so karg sie ist. Einmal versuchte ich es mit La Palma, wo es grünt und blüht und es war mir doch nicht so, wie mit diesem verwundeten, bizarren Eiland und seiner einzigartigen Würde. Lanzarote hat mir einen wunderschönen Einstieg in das neue Jahrtausend ermöglicht, denn ich war danach wochenlang ein unkompliziert gewordener Mensch voll frischer Kraft.

10
Feb
2006

Traum-Buch

Jeder kennt vielleicht das Gefühl – zumindest wünsche ich es jedem - nach einem sehr schönen Traum sehr wohlig, ja glücklich!, aufzuwachen, einem Traum, in dem irgendwie ein Mensch, eine Geste, eine Atmosphäre zusammenkamen. Dann räkelt man sich noch ein bisschen in dem wohligen Gefühl und versucht, Mensch und Geste und Atmosphäre zu greifen. Wie einen Schmetterling, der dem vielen Greifen entschwebt, oder den es vernichtet.
Eine solche Atmosphäre zu erhaschen und einen traumhaften Text aus ihr zu machen, das ist dem Buch „Nachts, wenn der Garten blüht“ gelungen. Zauberhaft. Ganz zauberhaft.
Und dass ich , wie der Liebste immer behauptet, furchtbar ungeduldig bin, merkt man vielleicht daran, dass ich zwar die erste Hälfte des Buchs verzaubert genoss. Dann musste ich es aus Gründen der fortgeschrittenen Uhrzeit zur Seite legen, bedauernd. Dann hatte ich das Geheimnis des Buches analysiert (s.o.) – und es wurde mit der zweiten Hälfte nicht mehr „so“. Der Zauber war ergriffen und zerronnen und zerstäubt. Immer noch eine angenehme Lektüre, aber schon wieder zu schnell einen Schmetterling befingert.

Und wieder ein Film

Erstaunlich, dass es mich in der ganzen Schlamasselstimmung dann plötzlich doch zur Vorabendzeit ganz hurtig ins Kino trieb. Heide Schlüppmann, die beeindruckende Filmtheoretikerin, berichtete mal, dass schon in den Frühzeiten das typische Kinopublikum auch und gerade Frauen alleine auf der Pirsch durch die Stadt waren, die sich dorthin zurückzogen, in die Welt der bunten Phantasien und natürlich die roten Plüschsessel.
Kino alleine ist prima, wenn man gut irgendetwas alleine machen kann, dann ins Kino gehen.
Gegeben wurde „Couchgeflüster“, laut irgendeiner Kritik „leichte Muse für romantisierende Frauen“ oder so ähnlich. Keine Ahnung, ob sich in das mal wieder schlecht besuchte Lichtspielhaus auch Männer verirrt hatten, ich habe nicht darauf geachtet.
Der Film spielt, was seit einiger Zeit in ist, mit der Wechselwirkung von dem, was in US-amerikanischen Filmen als Therapie dargestellt wird und dem richtigen Leben, das natürlich aus Sex und Schwierigkeiten besteht. Wenn beides zusammen kommt, heißt das dann in solchen Filme Liebe. Tut so weh, tut so gut. Die Therapieszenen sind immer äußerst unprofessionell und klischeehaft, die Liebesszenen natürlich ebenso unwahrscheinlich und dito, was dem Spaß an der Freud bei Zuschauerinnen wie mir nicht den geringsten Abbruch tut. Und wunderschöne Menschen, meine Güte, witzige Dialoge, und ich finde: insgesamt eine runde Sache.

8
Feb
2006

Kämpferherz

Nun, ich traf mein Kämpferherz. Manchmal ist es jetzt ganz deutlich da. Noch ganz unverbunden glühend stark, hängt es fast sichtbar in Augenhöhe rechts neben dem Organismus und strahlt verheißungsvoll.
Ich werde es integrieren können /sollen/müssen/dürfen.

6
Feb
2006

Morgen vor 22 Jahren

wurde ich exakt 19 Jahre und 7 Monate alt.
Und: Mutter.
Und ich bin sehr stolz auf das, was das Kind dieser Mutter seitdem daraus gemacht hat.

Bingo.

(Ich selbst schenke mir zum morgigen Tag der Rührung das Ende meiner überpünktlich eingetretenen midlife-crisis. Aber ja!)

Lektüre

Das Buch Supergute Tage (neben ist es abgebildet und man muss ja nur einen Buchladen betreten, um es zu sehen: Ja, es ist ein Bestseller) hat mich nicht nur fasziniert, sondern auch beruhigt, seltsamerweise. Diese logische und irgendwie auch trotzige Welt des Christopher, die überzeugte mich fast. Das wirkt, natürlich nur so, wie es da eben geschrieben steht: selbstbewusst. Und fernab all der unruhigen Schwankungen des Gemüts, da C. die anderen nicht wirklich erforschen kann, muss er sich selbst auch nicht erforschen. Ganz konzentriert auf Außerseelisches, das es also auch gibt!
Ob das alles so stimmt? Dass C. in einer ruhigeren Welt lebt? Nun, er hat seinen Stress, nach dem Motto von Sartre: „Die Hölle das sind immer die anderen.“ Bei ihm ist das keine Philosophie und kein provokativer Gedankenstrich, er erlebt es so, ohne es ändern zu können, durch keine Reflexion und keine Willensanstrengung, auch nicht durch Psychoanalyse, der er auch niemals zugänglich wäre, nicht sein kann. Und diesen Stress kann man kaum nachvollziehen, wenn man die Sartreschen Gedankenspiele auch hundertmal nachvollziehen kann.
Dennoch: Ich saß im Zug, als hätte ich eine Seelenreinigung, gelungene Entleerung durchgemacht, befreit von Einbildungen und Hokuspokus. Das ist nicht zynisch, sondern zeigt nur, wie sehr man sich spiegelt. Leider wird die Wirkung sehr schnell verblassen, und die Stimmungen gehen weiter über mich hinweg. Ich bin eben alles andere als autistisch...

3
Feb
2006

Die Freundin hat gesagt:

Willst du gelten, mach dich selten.

Manchmal stimmt´s. Irgendwie beruhigend.

Fataler Boxkampf

Aus Angst vor dem Gesichtsverlust baust du eine Mauer um dich, die ist aus dickem Beton.
Ich möchte aber so gerne dein Gesicht sehen und so trete ich wütend gegen diese Mauer - fast chancenlos und es tut mir weh.
Du denkst, wenn ich trete, aha hier droht der Gesichtsverlust - und siehst erst recht zu, dass deine Mauer schön aufgerichtet bleibt.

Und so weiter - ad infinitum.
logo

waschmaschine

Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Kontakt und Absicherung

Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

Aktuelle Beiträge

ja, das ist die Frage
...mhmmm...wie hat denn nun dein neues Jahr begonnen?...
herbstfrau - 7. Mär, 17:48
take five....
take five....
rosmarin - 16. Jan, 00:35
Diesen Beitrag
habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
wasserfrau - 13. Jan, 23:58
2012 - Zukunft revisited
Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
Eins ist klar
ich werde 2012 Tel Aviv sehen
wasserfrau - 7. Jan, 01:25

stat

Zum Glück gibt´s Bücher


Per Olov Enquist
Ein anderes Leben


Julia Franck
Die Mittagsfrau

Wer guckt?

Suche

 

Status

Online seit 7340 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 7. Mär, 17:48

Credits


Buntwaesche
Frischwasser
grauschleier
Im Prinzip
Kochwaesche
Schleudern
Schmutzwaesche
Schonwaschgang
Spuelen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development