2
Sep
2009

Brief in der Wut

Ich tippe ihn... und dann merke ich, wie sehr ich mich aufs Glatteis führen lasse, weil alles was ich schreibe, so wenig wütend ist klingt. Ich beobachte mich selbst beim Denken und Schreiben und sehe nur das Bekenntnis einer erstaunlich unemanzipierten Frau. Und da schlittert und schlirrt so manches bei mir. Aha??? So? Bitte offen, aber behutsam sein mit den Kommentaren. Ich bin wund, aber selbst da, wo ich mich für wütend halte, dieses vielleicht zu wenig?!

Ich folgte Dir und folge Dir immer noch. Zunehmend, zunehmend, zunehmend unwilliger, weil ich weiß, da kommt nichts raus, an dem ich wachse. Zunehmend, zunehmend, zunehmend – und doch seit langem wissend, also gleich bleibend. Ich bin es ja, die folgt. (Du bist es nur, der es völlig in Ordnung findet, den alle Hinweise, dass es das nicht ist, völlig kalt lassen [können]).
Ich folge, weil ich nichts wenig Eigenes habe, weil ich das Folgen perfektioniert habe, weil ich dich nur so erreiche, weil du mir kaum einen keinen Meter nachgehst. Auch das könnte eine Ausrede sein.
Du würdest ja, aber es gab genug Gelegenheiten und Du hast nicht, so kommt es mir vor. Aber es ist auch keine besonders gute Idee, wenn man mal voran läuft, sich immer umzudrehen, ob der andere nachkommt. Und: Wenn er es, wie Du, nicht offensichtlich beherzt tut, wieder zurück zu gehen. Es ist keine gute Idee, die eigene Richtung, das eigene Tempo aufzugeben, unkenntlich zu machen, auch mir selbst gegenüber, damit die Nähe der sich berührenden Hände erhalten bleiben kann…
Ich muss meinen eigenen Weg finden und ich finde ihn nicht, weil Du ihn niemals selten in erreichbarem Abstand mit mir gehen würdest. Denke ich so. Dies ist die Stelle, wo bitte alle paarpsychologischen Ratschläge unterbleiben mögen… Ich will davon jetzt nichts hören, davon, dass immer zwei dazu gehören, wenn einer den Ton angibt und der andere nur lauscht und dem Rattenfänger hinter her tänzelt. Braucht mir jetzt keiner sagen, weiß ich.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass ich nur Entlastung will, meine Richtung nicht selbst finden will. Wundert mich einerseits, weil es ja „früher“ nicht so war. Aber gut, mit allen schlechten Gewohnheiten fängt man irgendwann an.
Außerdem muss ich meine Richtung selbst finden! Allein schon: Weil ich Geld verdienen muss! (Du wirst es nicht für mich tun…) Und weil ich leben will. WEIL ICH LEBEN WILL! Der erhabene Grund tritt immer hinter a) die ökonomische Pragmatik zurück und sucht sich b) den Fluchtweg der stabilen (?) (Bemühung um) Liebe. Ich bin eine unerlöste Fraufrau, wie es im Buche steht. Hilfe!
Und das nimmt mich jetzt Alles doch Wunder, wie es ausschaut, wenn ich mal ein Stück ehrlich bin mir selbst gegenüber. Dann merke ich, wie wenig es überhaupt noch in meinem Horizont greifbar ist, wirklich zu schauen, leben zu können, was ich selbst will. Ich habe a) keine Ahnung und b) keine Traute. Ich tu immer nur so (darin bin ich relativ gut.) Deine Interessen spüre ich eigentlich daran, dass Du mir das scheinbar Alles abnimmst. Du könntest dieser Frau jeden Tag anmerken, dass sie sich selbst vergisst, verleugnet. Es macht mich wirklich misstrauisch, dass Du es nicht merkst.

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rosmarin - 2. Sep, 00:35

das beruhigt mich, dass paarpsychologische ratschläge hier jetzt unerwünscht sind (denn es fallen mir auch keine ein) :-)
aber da sind zwei tolle passagen drin, die ich mir unbedingt merken, oder abpinseln muss (nämlich, das man mit den schlechten gewohnheiten ja schliesslich mal anfangen muss und der letzte satz... ).
ich finde das sehr fein und feinsinnig, wie genau du dich selbst (nicht nur dich selbst, natürlich) beobachtest.

wasserfrau - 2. Sep, 00:37

Danke, wirklich pur: Danke!
wasserfrau - 2. Sep, 00:42

P.S.

Man muss mit den schlechten Gewohnheiten nicht anfangen, aber man tut es manchmal ... halt.
nanou - 2. Sep, 08:58

kleine Anmerkungen

Gut, dass Sie bloggen.
ein Ventil eben, bei dem man (in der Regel) das Maß an Rückmeldung regulieren kann, wie man es braucht.

Ich schreibe für mich ganz altmodisch ins Tagebuch - täglich, Milchkaffee und Buch. Da kommt ALLES rein - so rücksichtslos, wie es geht. Hohoho... Liest ja keiner außer mir, das geht gut.
Schönen Tag für Sie
N.

wasserfrau - 2. Sep, 12:17

Bloggen ist gerade gut, ja. Ich weiß schon, warum ich kürzlich wieder damit anfing...
Ventil: Bei mir steht einiges unter Druck, aber hallo. Ich bräuchte ein Megagigasuperventil...
fata morgana - 2. Sep, 19:17

liebe wasserfrau, mir fehlen grad etwas die worte... so gut nachzufühlen... was du beschreibst, es ist 'mein leben', bis ich vor zwei jahren begann, meinen weg zu gehen --- nicht einfach, aber einfach ich :-)

ganz liebe grüße zu dir.

wasserfrau - 2. Sep, 20:22

Danke, liebe fata morgana!
Ja, das ist witzig.Als ich das schrieb, hielt ich es für dermaßen speziell, dass es womöglich außer mir keiner kennt. Dabei hat es ja auch ziemlich offensichtlich was mit den Geschlechterrollen zu tun.
Das Irre ist, dass mein Selbstbild nie so sein sollte. Alleinerziehnd, mit jobs und Affären war ich viel tougher, aber irgendwie "verwaist". Jetzt also dieses Problem...
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