Kurzentschlossen war ich mit dem wahren und einzigen Lieblingskollegen in Jena, um den Kanzler in Augenschein zu nehmen.
So was hab ich auch mein Lebtag nicht gemacht, Wahlkampfveranstaltungen zu besuchen, aber ich habe mir ja
a) vorgenommen, mehr außer der Arbeit zu unternehmen
b) mit meinem Lieblingskollegen doch sowieso
c) ist alles, was mich aus dieser Stadt rausbringt, okay.
Nette, sehr nette Gespräche auf der Hinfahrt im Zug, über die diversen Gegenden Brandenburgs, er als Lange-Jahre-Berliner war mehr als verblüfft, wie gut ich mich in BB-Land auskenne. Er findet Brandenburg, also die Menschen dort einfach zu "ostig", naja, und dann fielen uns doch bei etwas differenzierterer Betrachtung so manche Gegend und mancher Landstrich ein, die rasend schön sind.
Blöd war nur, dass er mich auf der Rückfahrt interviewt hat, was ich denn am Wochenende so alleine in E. gemacht habe, und ich nicht recht Antwort zu geben wusste, da es mir in müdem Zustand irgendwie zu blöd war, von meiner BB-Expedtition zu berichten. Mir fiel aber auch nicht ein, was ich in E. groß gemacht haben könnte, und so habe ich peinlicherweise den Eindruck einer Total-Lethargikerin hinterlassen.
Nun weiß ich nicht, ob ich ihn bei Gelegenheit noch mal vom Gegenteil erzählen soll, müsste schon sehr geschickt geschehen, sonst hat er ja noch den Eindruck, ich wollte bei ihm gut dastehen und wäre aber irgendwie kompliziert. Was natürlich beides stimmt.
Ach ja.
P.S. Ach so, der Kanzler war auch noch da, aber er hat nichts erzählt, was man sich nicht auch im Fernsehen hätte reinziehen können.
wasserfrau - 15. Aug, 23:04
Es hat nie gefunkt zwischen uns. Am Anfang schon gar nicht, dann versuchte ich es mir sehr kurz schön zu reden und dann versuchte ich, immer noch zu hoffen.
Es ist wie, wenn man eine Beziehung aufnimmt - ich habe mindestens zwei Freundinnen erlebt, die übers Internet Kerle kennenlernten und da war es genau so - und man will irgendwie (unbedingt, gegen besseres Wissen, weil man doch gesucht hat und jetzt doch noch finden will) aus etwas etwas machen, was von Anfang an nichts war. Es hat halt nicht gefunkt.
Ja, genau, so geht es mir mit dieser Stadt. Nichts an ihr ist wirklich schrecklich, ich mochte schon objektiv kritkablere Orte leiden, nichts an ihr interesssiert mich. So ist das.
Diese Stadt ist ohne Herausforderung für mich, ohne Wunde, ohne Entdeckungspotential. Sie ist zutiefst öde.
Eigentlich hasse ich diese großen Kleinstädte. Ich mag nur Großstädte, wie Frankfurt (Main) oder Berlin, jetzt mal völlig ungeachtet der Dauerdiskussion, ob das überhaupt Großstädte sind, und nicht nur provizielle Pseudos, verglichen mit London, New York, Mexiko City, Istanbul und was weiß ich. Da rede ich wieder in meinem kleinen Kosmos.
Also: so genannte Großstädte, aber nix so mittelprächtiges wie die Landeshauptstadt des Freistaats Thüringen (jetzt ist es raus)
... oder gleich Natur, Wildnis, grün und Abhängen und zu sich selber kommen ohne jede Stadt, also per example: BB-Land.
Die Sehnsucht nach den Gegensätzen und die Identifizierbarkeit der Gegensätze. Wenn man aus Beton-Frankfurt raus fährt und sieht grün, dann ist man überrascht, erfreut, beglückt: Es gibt es, Farben, Ruhe, Wetter, Tiere, Schönheit.
Wenns einem auf dem Land zu blöd ist, dann ist die Kraft der Stadt etwas, was ankommt. Wenn man aber hier sitzt, dann ist nichts Fisch noch Fleisch; ist das hier Natur oder Kultur oder dann doch beides nicht? Einfach nur Behörden, Routine, Langeweile.
Warum ich es nicht abkann: In Gefahr und höchster Not ist der Mittelweg der Tod.
Es handelt sich sicherlich auch um ein Zwiegespräch mit mir, meinen Lebensphasenentscheidungen und um eine Konsolidierung meiner Selbstrettungswünsche für die nahe, mittlere und ferne Zukunft.
In diesem Sinne: Gute Nacht!
wasserfrau - 14. Aug, 23:16
Silke hat tatsächlich mal eine Postkarte aus dem Urlaub geschrieben: "Ich musste einfach an dich schreiben ... die Insel fasziniert mich immer weider."
Mein Liebster las sie mir aus der Zweitwohnung Erstwohnung telefonisch vor und erst nach langem hin und her konnte ich dann rausbringen, um welche Insel es sich denn nur handelt. Lanzarote!
Ich hatte keine Ahnung, dass Silke überhaupt schon mal dort war, in Sachen Faszination ist das ja aber bekannterweise meine Insel. Dann muss sie wohl in den letzten zwei Jahren dort gewesen sein.
Gestern erzählte mir meine Mutter, dass Silke jetzt wieder einen Freund hat, das hat mich total verblüfft und fast schon angepiekst, so als wäre damit nie wieder zu rechnen gewesen. So als würde sie nun also meinen toten Bruder "betrügen". Dass das hohler Quatsch ist, ist mir überdeutlich klar.
Vielleicht Wohl war das Pieksen auch meine Angst, dass wir sie jetzt verlieren, und da ist die liebevolle Postkarte, die in dieser Form vielleicht erst jetzt möglich ist, eine sehr angenehme Abhilfe. Die bemühte Art, wie sie meine Eltern über ihre neue Liebe informierte, diese Postkarte an mich, spricht für das genaue Gegenteil.
Ich würde sie gerne mal wieder sehen. Ich habe ihr keine Postkarte aus dem Urlaub geschrieben, obwohl es mir durch den Kopf ging, es zu tun...
wasserfrau - 14. Aug, 20:24
Es war ja kurz zu lesen, ein erster Bericht des gestrigen bewegten Geschehens ist in den ewigen Jagdgründen des www untergegangen oder wo auch immer. Er trug den Titel Zufreden.Müde.Verblüfft,
und drückte damit die Stimmung aus, in der ich war. Aus dieser Stimmung flossen die Worte - und das lässt sich kaum wiederholen.
Ich hatte eine lange Reise hinter mir, Berlin einmal von Südwest bis Südost in einem Abstandsradius von 40-80 km umrundet, war nachts um 1 Uhr 943 km hin und zurück gefahren und konnte es nicht fassen, wie leicht und beschwerdefrei das war.
Ich hatte mich richtig konzentriert am Steuer, eingeschmiegt in die Natur von BB-Land und die Kultur der Radiobeiträge von Radio Multikulti und DLF, ich war kein bisschen allein und doch ganz ohne Zwischenmensch.
Gegen das Haus habe ich mich entschieden, ich habe es sehr schnell gefunden, wie auch dieses klitzekleine Dorf, kurzer Abgleich mit der in mir gespeicherten Intenetabbildung. Es hat nicht lange gedauert, bis ich wusste, das ist es nicht, das Dorf ist schnucklig, aber eine Doppelhaushälfte in dieser Straße: Das geht gar nicht. Nebendran gab´s eine Vorgartenausstellung unterschiedlichster Gartenzwerge und tierischer Kompanien (Störche, Schwäne) gleicher Machart.
Es war dennoch erstaunlich schön gestern, ich fühlte mich bei aller Ziellosigkeit nicht nervös, wie ich es gewöhnt bin, ich hatte mich in meinem zwölften Haus eingerichtet und kutschierte mich darin, quasi wie im Wohnwagen durch die Gegend. Ich habe Offenheit und Gelassenheit gepürt, in einer unbekannten Reinheit.
Nun jedoch, wieder hier, bin ich krumpelig. Das liegt nicht nur am unglaublich absurden Augustwetter, wenn es denn daran überhaupt liegt...
wasserfrau - 14. Aug, 16:33
...hoffentlich morgen dann.
Eins noch als Übergangsworte des Tages zur Nacht zum nächsten Tag.
Radio paradiso vermeldete als Weisheitsspruch, im Urlaub haben wir uns ja über die Weisheitensammlung immer etwas lustig gemacht, also Herr Allerliebster noch schneller und überzeugter als ich, aber heute fand ich es ziemlich gut...
Jedenfalls:
Kommt ein Geschäftsmann zum Meister
[Ich verstehe nicht, warum ein Geschäftsmann, würde eher sagen "ein Schüler", aber was weiß ich, was das soll],
jedenfalls kommt wer zum Meister und fragt:
"Wie soll ich mein Leben richtig leben?"
Sacht der große Meister:
"Du solltest jeden Tag eine Person glücklich machen.
... Und wenn am Ende du selbst die Person bist."
Nach einer Pause sagt der Meister: "Also, wenn ich es recht überlege, es wäre sogar am besten, wenn du es selbst bist."
Gute Nacht!
wasserfrau - 14. Aug, 02:19
Eben habe ich einen langen, ausführlichen, wohlformulierten Beitrag verfasst über einen ganz und gar verblüffend-zufriedenstellenden Tag - und da stürzt diese, von mir eigentlich sorgsamst geschützte Internet-Verbindung zusammen. Längere Texte werde ich in Zukunft nur noch in Word und Offline schreiben, das ist ja unberechenbar.
Dieser Zwischentext noch mal unter vollem Risiko, da kurz und nicht sonderlich inhaltsschwer.
Aber ich bin wieder da, und war doch weg, und bin von mir positiv überrascht.
wasserfrau - 14. Aug, 02:13
Nun: Ich habe beschlossen, den lap-top nicht mit zu nehmen. Gerade fiel mir das Theater ein, ihn nach zweiwöchiger Urlaubsabstinenz wieder Internet-tüchtig zu kriegen. Danke, das Drama brauch ich dann nicht gleich wieder.
Und es ist ja nur Stress, sich vorzunehmen, auf einer so kurzen Reise ständig zu schreiben. Habe ich ja im Urlaub auch so gut wie nicht gemacht...
Nun denn, bleibt die Frage, ob ich es überhaupt bis in die Uckermark schaffe? Das sind schon hübsch fünf Stunden Fahrt, mindestens, vermute ich, das ist sicher auch irgendwie anstrengend. Eins nur weiß ich: Hier sitzen bleiben, in dieser Stadt, die mir nichts sagt, das macht mich ängstlich. Bewegung ist gut.
wasserfrau - 13. Aug, 11:54
Den Mutigen gehört die Welt. Also werde ich wohl tatsächlich in die Uckermark fahren. Die taz-Anzeige jedoch konnte ich nirgends mehr auffinden, seltsam, ausgerechnet der Berlin-Teil dieser Ausgabe fehlt.
Nun hätten mich zuviele Termine auf einen Ratz ja doch nur gequält und überfordert. Und eins ist klar: Ich verlange von mir nichts, ich will mir nur was bieten, eben eine Urlaubsverlängerung (anscheinend mit Winterpullover) mit einem Ziel, das ich lila eingekreist habe auf der Karte von BB-Land. Sowie mit einer Telefonnummer eines Herrn aus dem Süden der Republik, der da anscheinend weg will. (...?)
Was nehmen wir mit? Frisch gewaschene Wäsche (!), einen lap-top, das Buch Selam Berlin, die Digitalkamera, das Handy, für das noch eine neue Karte zu kaufen ist, zu kaufen ebenso wie diese Zeitungen. Viel Mut und gute Laune, was immer das sein mag und einen möglichst unverbrauchbaren Hang zum Selbstverwöhnaroma.
wasserfrau - 13. Aug, 10:49
tatsächlich... das Urding, jedenfalls für diesen blog, aber wer weiß, für was sonst noch:
Die Waschmaschine wurde geliefert.
Heute Morgen zwischen 9 Uhr und 9 hr 15.

Der Liebste nahm sie an und der Liebste heißt jetzt endlich mal wieder aus Innbrunst
Der Liebste, vielleicht weil er den Spagat zwischen Liebe und Autonomie mitgemacht hat, vielleicht. weil er meine Wohnung darüberhinaus mit vielen, teils wunderbaren, teils wundersamen Details dekoriert hat.
Weil er
a) sich Mühe gab, mir zu gefallen
b) es jetzt hier wirklich schöner aussieht
und
c) ich immerhin noch erholt genug bin, dies alles würdigen zu können.
Die Idee mit der Waschmaschine war ja Gold wert, viel mehr als sie dieses dumme schnöde Geld gekostet hat.
Bingo
wasserfrau - 12. Aug, 22:27
Steht doch noch eine geniale Wochenendplanung bevor? Eine Fahrt in die Uckermark?!
immobilenscout24.de lieferte mir gerade noch ein gar nicht so uninteressantes Angebot. Und die taz-Anzeige mit dem Hausgemeinschaftsanteil wäre auch noch zu prüfen.
Der Plan: Heute abend früh ins Bett. Morgen telefonieren (mit den Uckermärkern), Zeitungen kaufen, wie gesagt, und dann ab durch die Mitte - Urlaub in BB-Land verlängern und Träumchen angucken. Wäre perfekt.
wasserfrau - 12. Aug, 19:35
Gestern habe ich mal wieder ganz deutlich zu viel getrunken. Als Donnerstagsfehler mag das gerade noch angehen, aber das Freitagslebensgefühl flaut jetzt leider zunehmend ab.
Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob ich das Wochenende werde gut und freudig nutzen können. Aber wirklich sicher war ich mir ja nie.
Vorhin war wieder eine Festivität im Hause - heute: Verabschiedung des Auszubildenden (wenn man das Festivität nennen kann.) Jedenfalls einer der hundert tausend Anlässe mit Verköstigung durch belegte Brötchen und Trinkerei von Sekt und Saft. Ich mag es nicht, ich mag es nicht, ich mag es nicht. Klarer Fall: Die Sonne in Haus 12.
wasserfrau - 12. Aug, 14:31
Dummdidumm, es ist Freitag und ich werde meinen Plan in die Tat umsetzen, und mir spätestens Morgen, naja, vermutlich: genau Morgen, sämtliche geeignete Zeitungen aus Frankfurt UND Berlin kaufen, um jobtechnisch zu suchen oder wenigstens mich inspirieren zu lassen.
Berliner Zeitungen haben den Vorteil, dass ich mich auch noch in Sachen Domizil im Umland inspirieren lassen kann. TraumTraumTraum.
Der Liebste hat ja plötzlich Feuer gefangen, dass man eine nette Absteige in BB-Land haben sollte. Über´s Geld muss er sich da ja leider keine Gedanken machen, er hat ja keins. Insofern ist sein "Wir sollten vielleicht doch..." kein Versprechen und keine echte Unterstützung für mich, den Traum zu verwirklichen. Trotzdem hat es mir gut getan, dass er sich gedanklich darauf einlässt - bin ich vielleicht schon mit sehr wenig zufrieden?
Im Netz sah ich zufällig eine sehr nette Mietwohnung am Stechliner See, die kostete dann 200 kalt und alles war wirklich schnuckelig. Auch ne Idee, wenn ich mal meine Pendel-, Beziehungs- und sonstige Kosten minimieren könnte.
Die Hauptidee ist aber immer noch die einer Ferienhausgemeinschaftsbildung zwecks Kauf und Nutzung, dass man so die Kosten senkt für jede/n und natürlich äußerst nette, kreative, intelligente und zurechnungsfähige Menschen dort, in diesem Erholungsidyll, ab und zu trifft.
Ich werde die Idee nun ohne Unterlass in die Welt posaunen, for example hier: Vielleicht rennen mir ja die genau passenden Mosaikstücke die Tür ein.
[Dieser letzte Satz gehört nun wirklich gestrichen, das ist ja eine dermaßen idiotische Metaphernmischung... Niemand wird mir so abnehmen, dass ich mit kreativen und intelligenten Menschen was anfangen, also sie überhaupt erkennen kann, geschweige denn diese mit mir etwas anfangen können]
Dummdidumm, die Hoffnung stirbt zuletzt.
wasserfrau - 12. Aug, 11:35
Ich sehe auf meinem Display nur "Amt", also unbekannte Nummer und normalerweise kann das nur Jo sein, aber Jo ist bis auf weiteres in Tschechien in Urlaub. Aber es ist Jo! Der treue, liebe, liebevolle Jo.
Tatsächlich vermeldet er Urlaubsgrüße aus dem Böhmerwald, wo immer das sein mag - ich frage mich wieder, ob ich nicht bald mal auch nach Tschechien fahren soll. Jo, mein Trost in diesem hiesigen Landstrich, kommt dummerweise vielleicht noch nicht mal Ende August zurück, geplant ist noch ein Besuch in Oberösterreich bei Freunden. Aber der Anruf war eine wirklich schöne Überraschung!
wasserfrau - 12. Aug, 10:38
Häufig in diesen Tagen, habe ich ein Gefühl, das ich aus der Kindheit und Jugend kenne - und ab und zu später, wie man merkt...
Es ist das Eben-wird-es-Herbst-Gefühl, das eintritt, wenn ein Sommerurlaub vorbei ist, ein neuer Zeitabschnitt beginnt. Die Luft ist kühl und frisch. Das "Septembergefühl" ist bei mir aus irgendwelchen Gründen ein durch und durch positives Gefühl. Irgendetwas ist da in meiner Seele gespeichert, fast schon paradoxerweise, was wie Hoffnung wirkt.
Noch ist es nicht kalt, Erfahrung ist in mir, alles ist noch grün, aber frisch.
Ich weiß natürlich, wir haben noch nicht mal Mitte August, vermutlich wird es noch mal sommerlicher als jetzt gerade, und im Grunde kann ich mich gar nicht an viel Sommer erinnern. Im Grunde ist es traurig, dass der Urlaub vorbei ist, so schnell, dass er kühl und teilweise verregnet war, dass es schon wieder Herbst wird, demnächst. Dass ich - jedenfalls, wenn nicht sehr bald eine berufliche Veränderung wundersam erreicht werden kann - jetzt wieder mal ewig keinen Urlaub mehr habe, dass die Erholung bald nicht mehr zu spüren sein wird, dass man wieder frieren wird - und das Schlimmste: Irgendwann werden plötzlich die Tage wieder ganz kurz und die Welt viiiiel zu dunkel. Die Wasserfrau wird dann wieder depressiv und erschöpft, einsam und verzweifelt sein.
Malen wir also mal lieber gleich den Teufel an die Wand.
Noch jedoch: Das Septembergefühl ist ein herrliches Gefühl, die Sinne sind geschärft, ich spüre und sehe anders und mehr, und vieles ist schön und weniges hässlich. Und ich spüre ein Kind in mir, mich als Kind, das ich beschützen und bemitleiden darf und dem ich ganz viel zugestehe und zubillige.
wasserfrau - 12. Aug, 10:28
Der gestrige Abend. Wieder eine so vorhersehbare, wie – so denke ich dann immer wieder mal: doch eigentlich vermeidbare (???) – Explosion von mir.
Die Dauerkrise mit dem Geld, der Liebste, das Fass ohne Boden, im Grunde ist das klar, es ändert sich nicht und es kostet. Meine Haltung paradox bis es geht nicht mehr. Ich kann nicht anders, als ihn dann doch zu versorgen, er braucht sein Auto und das muss über den TÜV.
Dann gebe ich ihm das Geld, und direkt danach erfasst mich ein Schwindel, soll das immer so weiter gehen, wer sorgt für mich, was ist mit meinen Träumen, die auch mit Geld eher zu verwirklichen sind als ohne. Ich explodiere, ich schreie, ich tobe. Es strengt mich selbst total an. Ich tobe solange, bis ich mich völlig schrecklich fühle.
In der chinesischen Medizin sind jedem Organ Gefühlsmodi zugeordnet, die sich teils widersprechen, teils aufeinander beziehen. (Ich habe das von Stefan gelernt im Tai Chi Kurs nebenbei, und Stefan und seine Lehren vermisse ich ebenso wie manches andere, was ich in E. nicht wieder fand.) Meistens sind die Gefühlspaare sofort einleuchtend. Die Leber jedoch steht im Zusammenhang mit Großzügigkeit und Wut – das war mir gar nicht gleich einleuchtend. Aber es stimmt, ich erlebe es in der deutlichsten Form. Meine arme Leber.
Man sollte ja nur geben, was man wirklich loslassen kann, bei der Knappheit der Ressourcen ist das aber manchmal schwierig. Dennoch – dieses Explosionen sind ohne Perspektive.
Dann waren wir doch noch im Kino, im Film L.A. Crash. Ein Film, der bei bereits vorhandener destroyter Gemütslage das Unharmonische nur verstärkt. Dabei ist es ein guter Film, aber ich konnte die Aggressionen und Paranoia und Gewalt schwer ertragen. Das ist ja keineswegs immer so bei mir, ich mochte auch schon durchaus unharmonische Filme sehr gerne und ohne mit der Wimper zu zucken. Dennoch ist es ein wirklich guter Film, der kein bisschen langweilig ist oder dummbrutal. Und die Szene, in der das kleine Mädchen den Wunderumhang kommentiert, ist so anrührend, dass das kleine, helle Licht, das da entsteht, doch sehr nachhaltig wichtig ist.
wasserfrau - 11. Aug, 11:34