31
Mrz
2006

Die Ideen

Nichts ist so wie es scheint.
Manchmal ist alles ganz anders.
Über den Tellerrand schauend den Geistesblitz aus dem Augenwinkel erhaschend.
Nur gegen eines verwahre ich mich: Die Dinge sind nicht "besser" als gedacht. Als Chef-Melancholikerin verwahre ich mich nun wirklich dagegen.
Aber sie sind anders. Manchmal.
Und dadurch schon bemerkenswert.

30
Mrz
2006

Angstzabaione

Dieser schwarze kalte Stein in meinem Bauch am Morgen. Jeden Morgen .
Früh wach, damit ich den Stein so richtig ordentlich bemerken kann. Oder so was wie drei eiskalte rohe Eier, die langsam in mir fest werden. Angstzabaione.

Es ist ein typisches Angstgefühl, sehr marternd. Irgendwann wurde mir klar, dass es nicht nur mir bekannt ist. So fühlt sich Angst für viele an. Bei mir steht dieses Gefühl für eine unspezifische Angst – die Angst vor einem Leben, in dem nichts stimmt.

(Ha, lache ich mich in diesem Moment gerade selber an und aus. Was soll das heißen: Nichts stimmt? Und warum soll es so bleiben? Mit dem Leben kannst du jederzeit anfangen, einfach den Knoten lösen. Dennoch stehen mir Tränen in den Augen...)

Die deutliche Premiere dieser Art des Angstgefühls kann ich erinnern. Schwer vorzustellen, dass ich es zuvor in dieser Form nie hatte. Aber extrem stellte es sich mir vor in einem Zelt auf einem Ostseecampingplatz, vermutlich war das im Sommer 1997.
Wenig zuvor hatte ich einen Mann in mein Leben gelassen, der hieß Andreas. Ich begegnete ihm auf einer Versammlung, bei der ich eigentlich seinen „Vorgänger“ abholen wollte, eine Liebschaft, die desolat geworden war, aber noch nicht beendet. Er, der blonde Andreas, saß an einem der Versammlungstische und als er mich sah, ging eine enorme, eindeutige Bewegung durch sein Gesicht. In seinem Spiegel sah ich das überraschte Begehren, aber auch er gefiel mir gut, rein äußerlich. Es kam, wie es kommen musste – ich verabschiedete den anderen zügig und begann mit einem hübschen, burschikosen, ganz und gar verliebten Gärtner anzubändeln. Nach langjähriger Erfahrung mit schwer intellektuellen, komplizierten Männern, meinem eigentlichen Beuteschema, konnte es ruhig mal ein Nicht-Studierter sein.

Aber es stellte sich zügig raus, dass wir wirklich kaum eine Ebene miteinander hatten. Er war schon ein recht einfaches Gemüt, absolut. Dafür anhänglich, eifersüchtig, wild und anstrengend. Besprechen und klären ließ sich da nichts. In meinem ganzen Leben habe ich nicht so ausführliche Briefe geschrieben, um mich zu erklären, um Lösungen zu ringen. Völlig irre. Zwölf Seiten lange Briefe, die 250 km zurück legten, die im Alltag zwischen uns lagen. Briefe, mit denen er sich nicht auseinander zu setzen vermochte, er las die letzten zwei Zeilen, in denen Küsse und eine gewisse körperliche Trotz-alledem-Sehnsucht mitgeteilt wurde – und darauf berief er sich.

Dies alles wusste ich ganz am Anfang dieser peinigenden Liaison noch gar nicht, als wir in der Nähe von Laboe im Zelt lagen, kalt war es draußen und regnete im Juli, angeblich frisch verliebt starb ich in meinem Schlafsack fast vor Angst, Angst vor diesem unbekannten, harmlosen Tier neben mir, und der Tatsache etwas so offensichtlich Unstimmiges zu tun.

Das war 1997. Heute ist heute, aber eine sehr ähnliche Angst besucht mich. Die Lage ist viel weniger offensichtlich, obwohl sie damals es ja auch nicht unmittelbar war.

Wieso vermag ich es nicht, dieses Gefühl zu erhören – und endlich den oben erwähnten Knoten zu lösen?

29
Mrz
2006

Premium-Klasse

Extreme Wetterabhängigkeit ist eine herrliche Sache, wenn dann plötzlich doch so wunderbar die Sonne und der Himmel, ooooh...
mhm......Und in mir jubeln durch sämtliche andere Äußerlicherkeiten hindurch, die objektiv betrachtet eher fies sind, die Vögel und Frühlingsgeister und -elfen.

...
UND DEN DUFT
DEN ER GEBRACHT,
VON WO ER GEKOMMEN
SEIT GESTERN NACHT.

(H. v. HOFMANNSTHAL)

Und dieser Jubel übertönt jegliches schlechtes Gefühl, aber die schlechten Gefühle vermochte ich ja ausführlich über Monate kennen zu lernen.

Auf die Sonnenfinsternis bin ich gespannt.

27
Mrz
2006

Astrologisches Dilemma

Einmal, ich wollte es mal testen, sacht man dann... saß ich bei einer staatlich geprüften Astrologin. Mit der Astrologie – und noch so manchem anderen – habe ich so meinen Hader.
Was die Astrologie betrifft, finde ich es abwegig, peinlich und ungehörig, „daran“ zu glauben. Aber es scheint so, als ob sie mit manchen Urteilen einfach trifft, ich kann mir das dann noch ansehen, da ich ja doch alles auch selber nachprüfen will, und dann sehe ich da diese Linien und Häuser und wasweißich, tatsächlich. Das ist mir alles nicht recht, dass ich mich mit so was befasse. Aber letztlich ist es so.
Ich bin also extra hingefahren und hab mir einen meiner berühmten stand-by-Kurzurlaube außen rum gegönnt, geschenkt. Das kann ich wenigstens. Das kann ich manchmal gut!
Ruckzuck vermutete die Astrologin – eine im übrigen sehr „normale“ Frau – es ginge bei mir um die Beziehung, dabei wollte ich die gerade ausklammern. Vielleicht ist sie, die Astrologin, einfach eine sehr normale Frau! Sie legte die Horoskope übereinander, von ihm und mir, und murmelte, au!, das ist aber heftig! Dabei hatte sie zuvor auf ihrer Homepage deklariert, sie würde keine Werturteile, kein richtig/falsch von sich geben. Sie fand es heftig und konnte sich nicht lösen. Irgendein Saturn von ihm drücke direkt und vital auf meine Lebenskraft. Und er stünde mit der Beziehung ganz gut da, aber ich hätte ein heftiges, fast unlösbares Problem.
Ich bestand darauf, jaja sehr listig, dass sie mal schaut, warum ich an diesem Mann so sehr... denn das hatte ich schon selbst ermittelt: Da gibt es eine berühmte Linie, die für große Liebe steht. Basta.
Sie, die Frau Astrologin wollte das fast übergehen, sie schien es noch betrüblicher zu finden: Wo es doch nicht geht!
Ehrlich gesagt, mir begegnen ständig Situationen und Wahrnehmungen, die für ihre Interpretation sprechen. Aber ich will es einfach nicht einsehen.
Dann: müßte ich der Astrologie glauben und einsehen, dass es mit ihm nicht geht.
Bisschen viel auf einmal.
P.S. Und eben habe ich gerade mein Sushi-Tellerchen geleert. "Hier" gibt es sushi nur tiefgeforen und unter der Schreibtischlampe (!) aufgetaut. Naja. Ich bin angewiesen auf diese Speise! Der Freund (s.o.) fragte schon: "Bist du schwanger?" Ich sagte: "Na klar, ich bekomme einen großen Fisch."
Vielleicht wird´s auch ein Japaner.

Gibt es ein Schreiben vor DEM Schreiben?

Immer wieder gibt es Leute, die raten mir zu Schreiben, „es“, das berühmte, unfassbare „es“ aufzuschreiben. Diese Leute – inklusive dem unglücklichen Geliebten – wissen nichts von diesem Blog. Und das ist vermutlich auch besser so, denn was sie ahnen, was „es“ wäre, das schreibend bewältigt würde, würden sie hier nur unzureichend finden. Wo ist es? Wo die erstürmende Schreibkraft, die bei mir vermutet wird?
Ich denke biografisch, metaphorisch, melancholisch, zurück und nach vorne. Selbst meine Ratlosigkeit hat schwirrende Worte. Ich scheue mich, so zu schreiben. Warum?
Die Melancholie des kleinen, sehr eng gestrickten Alltags, das wenige Licht in meiner Camping-Wohnung, meine Haltung, die buddhistisch-akzeptierend wirken soll – vor allem auf mich selbst! - und doch fürwahr verkrampft ist. Jedes mögliche Risiko gehe ich ein, aber das eigene Leben zu wissen und zu versuchen, ist mir zu riskant. Das Gefängnis, das mich umgibt, immobiliar sowie an Haut und Haaren, ist mir eine gute Ausrede. Ich rüttele an den Stäben, um meine Verzweiflung zu zeigen, suche aber nicht engagiert nach der Feile.
Für manche Schriftsteller (Baudelaire?) war das Schreiben selber das Schwert, der Fechtkampf, die gültige, riskante Auseinandersetzung.

23
Mrz
2006

Ich ahne was

Der Hügel vor meinem Fenster sieht mit seinen Restschneeflecken aus wie eine überdimensionierte Kuh in Grün-weiß.

Ich bin immer ein bisschen beleidigt. Die Rheinebene hatte schon 15 Grad. Da bin ich aufgewachsen, damals war es mir schnurz. Heute ist mir jeder Grund Recht, beleidigt zu sein.
Leute, im Osten Leben ist kein Spaß. Hier ist man beleidigt, mit viel Grund, aber auch ohne.
Wenn man hier her zieht, meint man, man hätte es mal besser gehabt, und dem eigenen Leben einen Stoß in die Abstiegszone gegeben. Um Widerspruch wird gebeten, fast gefleht, vermutlich kann ich lange warten.

Aber selbst hier schleicht er sich von hinten an, der Frühling. Vielleicht erwischt er unsere Hormone mit härterer Wucht und bringt sie zum Wirbeln, weil wir so lange gewartet haben und es ohnehin so selten zum Lachen haben, dass, wenn dann doch…
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Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

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habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
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