25
Okt
2006

Erlaubnis, klein und groß zu sein

Ich saß im schicken Auto auf einer Dienstfahrt bei herrlicher Oktobersonne, und so kann es einem fast gut gehen oder sogar ganz. Und da hörte ich im Radio wohl Bayern2, denn dort drunten im Wald, da ist schon fast Bayern, das hier dann Franken heißt und anders ist und sympathisch wohl meist.
Bayern 2, eine schöne Frauenstimme sprach einen Text, Thema war ?, irgendetwas mit menschlichem Erfindungsgeist oder so, was ihn, den Menschen, zuallererst von den Tieren unterscheide. Zuallerst. Nein, zuallererst unterscheide ihn jenes nackt (ohne Fell) und auf nur zwei Beinen wackelig auf der Erde rum zu tappsen. Und so sei das mulmige Gefühl ihm mitgegeben diesem kleinen Menschlein, das wir alle sind, das sich mancherlei hat einfallen lassen, um seine Sicherheit zu finden („vom regenabweisenden Anorak bis zur Lebensversicherung“) und das sich umso mehr das Bewusstsein der Unsicherheit zugezogen hat. Balanciert und erfindet und bewältigt … Und dabei bleibt: Menschsein heißt, neben allem anderen, das mulmige Gefühl als Wegbegleiter zu haben.

Dieser Text war kein Lamento und nicht pfaffenhaft, er war schön formuliert und schön gesprochen. Er hatte einen so grundsätzlich liebevollen, achtungsvollen Blick auf dieses kleine allgemeine Menschlein, das ja auch die Autorin und die Sprecherin sind. Mit wurde warm und frei ums Herz.
Diese Einladung, das mulmige Gefühl als zu uns gehörend zu integrieren und darin geradezu eine liebevolle Idee des Zusammengehörens dieser wackligen Menschheit zu sehen, diese Einladung, das Glück zu suchen, ohne jemals tough sein zu müssen.
Das tat mir unendlich gut – während die Oktoberblätter mit ihren Farben lächelten dort droben in den Bergen und ich das dicke Auto um die Kurven schob wie eine dynamische Raumkapsel. In meinem Herzen lächelte es auch.

23
Okt
2006

Meine Hand

(Für und gegen? N.)

Wenn ich dich liebe
bedingungslos, wie ich es bei dir tue,
alles nehme, was kommt, vielleicht mehr als ich mir von mir selbst aus vorgestellt habe...
an bedingungslosem Lieben von anderem, nicht mich-ich,
sondern du...
ganz du werde,
dann:
merke ich den Moment ganz stark, wo ich dir diese Hand,
die für all dies steht...
entgegenstrecke.

Und dann habe ich mich überschritten.
Wenn diese, meine Hand, nicht genommen wird.
nicht gehalten wird.

Dann:
fuchtelt sie in der Leere rum,
ganz ungeliebt.

Und dann will diese verschmähte Hand wieder bei mir sein,
sie hat sich über die Grenzen nach draußen gewagt,
ins Fremde,
und ein Zuhause ist ihr lieber.

Diese Hand, die lieben wollte
und einen Schatz finden wollte,
geht dann ein wenig demütig heim,
wie Kinder, die ausgerissen waren
und das Paradies nicht fanden.
Ein wenig beschämt in diesem Moment.

(Wohlwissend, dass Zuhause kein Paradies war,
aber dass dann doch Zuhause Zuhause ist.)

Und da liegt sie die kleine Hand,
wiedergekommen im Zuhause,
erschöpft.

Das Liebenwollen hat sie überlebt!

Sie schält sich dann in sich selbst,
reckt sich
und fragt:
Was soll aus mir noch werden?

Fernstenliebe

...über diesen Begriff denke ich seit Tagen nach, weil ich das erste Mal eine Vorstellung davon bekomme.

20
Okt
2006

Fundstück des Tages

Auferstehung

Manchmal stehen wir auf
Stehen zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.

Nur das Gewohnte ist um uns
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.

Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.

Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.



Marie-Luise Kaschnitz

18
Okt
2006

Die Spiegelmetapher I

Das Bild des Spiegels für das, was ich von anderen, an anderen und in anderen lernen kann, dort ihnen begegnen kann, leuchtet mir nicht ein. An und in anderen ... schon gar nicht.
Der Spiegel ist ein schwieriges Medium, bei zu großer Nähe wird das Bild unscharf, bei noch größerer spüre ich nichts als glattes, kaltes Glas. Vielleicht eine scharfe Kante. Noch größere Nähe, der Spiegel ist kaputt, das Bild verschwunden. Der Spiegel hält auf genauem Abstand, nicht zu weit und nicht zu fern, aber was ist mir Begegnung ohne Freiheit und Bewegung, wenn ich durch Veränderung des Standpunktes blind werde?
Niemand sonst kann mich spiegeln und ich niemanden. Denn wir verändern uns ständig durch unsere Zwischenräume und Unschärfen, wir verändern aber auch die Art der Zwischenräume und den Gehalt dessen, was wir scharf und unscharf werden. Irgendwo sind wir immer in einer Chemie beabsichtigter und meistens unbeabsichtigter, bewusster und meistens unbewusster Veränderungen, die kein Spiegel uns zuträgt, weder am Gesicht des einen noch an dem des anderen.
So schnell kommen wir gar nicht weg, dass kein Rauch aufstiege und kein Neues sich gebärte zwischen uns. So schnell steigen wir nicht wieder in den Spiegel, den glatten. Und wenn wir uns hundertmal dort die Haare zurechtstreichen, die uns zu Berge stehen.

(Ein erster Versuch, wird fortgesetzt.)

Alles was ich brauche

ist ein Fläschchen Mut,
ein Fläschchen Du kannst das,
ein Fläschchen Du darfst das,
ein Fläschchen Du bist ein wunderbares Individuum,
ein Fläschchen echte Selbstliebe,
ein Fläschchen Zuversicht.

Alle diese klitzekleinen Tröpfchen in schönen hellen Farben hintereinander zu mir genommen, befände ich mich in der mir durch meine Menschennatur zustehenden Stimmung und könnte für mich sorgen mit Kraft.

Nun stelle ich mir einfach vor, wie ich mich nach dieser Gabe fühlen würde. Vielleicht reicht das ja.

Falls jemand doch die Wunderfläschchen gesehen hat:
Bitte melden!

17
Okt
2006

Wirres zum Abend ... ganz einfach

Den Test habe ich auch gemacht und zum Glück kam Buddhismus knapp vor Hinduismus raus, zwei oder drei Fragen gab mein Englisch allerdings nicht her, das könnte das Ergebnis verfälscht haben und den knappen dritten Platz des Islam... naja. Ein Spiel, wenn es hier lohnte zu spielen?
Es lohnt sich nicht, zumal ich eine Religiosität habe, die ich erst näher und weiter erforschen muss, aber nicht mehr erwürfeln.
Egal.
Heute hatte ich eine kreativen Schub und das Erlebnis der seltsamen Entleerung danach. Alles gegeben was möglich war heute in einem Text, der sie Zukunft beantragen soll. Zufrieden-zerissen, zufrieden-schimärisch danach. Vielleicht ein fehlender Spiegel, obgleich ich ja die Spiegelmetapher als Erklärung menschlicher Verhältnisse auch noch in Frage stellen wollte.
Kaum kommt das Hirnschmalz endlich mal, quasi tätig hervor und setzt sich in Szene, fühlt man sich danach oberflächlich und abstrakt. Für einen kurzen Moment die Energie, die gewohnheitsmäßig nach innen fließt, losgelassen, vermisse ich die seelische Welt, die ich doch immer auch fürchtete. Sie ist für heute ein Kriminalroman mit weißen, leeren Seiten.
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Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

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